History

 

 
 
Der Kunstradsport in Kirchdorf, spätestens seit der Ära der sechsfachen Weltmeister Stefan Raaf und Michael Roth das Aushängeschild des Sportvereins schlechthin,
verdankt sein Entstehen dem Sportkameraden Jörg Kreidenweiß, der 1972 anfing, eine Turnergruppe mit Kunstradübungen vertraut zu machen. Der Schritt vom Freizeitvergnügen zum Leistungssport vollzog sich Ende der Siebzigerjahre, als die noch junge Kunstradtruppe aus Kirchdorf sich dem Württembergischen Radsportverband anschloss und die ersten Schülerinnen und Schüler zu Wettkämpfen und zum Stützpunkt- und Kadertraining nach Bad Schussenried und Tailfingen schickte. Gerade die Kooperation mit dem erfahrenen Trainerfuchs Jakob Heimpel vom RMSC Schussenried erwies sich für Kirchdorfs Nachwuchs als ausgesprochen förderlich. Kreis- und Bezirks-, bald auch Landesmeistertitel konnten die Schülerinnen und Schüler aus dem Illertal erringen.
 
Ab 1983/84 rückten die Namen, die es bis zur nationalen, ja internationalen Spitze schaffen sollten, immer mehr ins Blickfeld: Stefan Raaf, zunächst als Einzelfahrer, bald
aber auch mit seinem Partner Michael Roth; Daniela Kreidenweiß und Uta Hummel; etwas später dann Susanne Müller und Kerstin Rösner und Markus Abler mit Frank Rösner.
 
Die glanzvollste Karriere war zweifellos dem Duo Raaf / Roth beschieden. Ab 1990 blieben sie auf internationalem Parkett über Jahre hinweg ungeschlagen, wurden zweimal Junioren-Europameister, 1992 in Zürich erstmals Weltmeister bei den Aktiven und verteidigten diesen Titel anschließend dreimal in Folge, unter anderem 1993 in Hongkong mit gleichzeitigem neuen Weltrekord. Als sie im Jahr 2000, nach nahezu zwanzig Jahren Kunstradsport, ihre letzten Weltmeisterschaften in Böblingen mit einem weiteren Titel krönten und danach ihre glanzvolle Karriere beendeten, konnten sie in ihrer unvergleichlichen Erfolgsbilanz sechs Weltmeister- und drei Vizeweltmeistertitel vorweisen.
Eine besondere Ehrung erfuhren die beiden Spitzensportler 1998: Bundesinnenminister Otto Schily überreichte ihnen zum Zeichen des Dankes für die sportliche Gesamtleistung über Jahre hinweg auf Weltniveau das silberne Lorbeerblatt. Dies ist die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland, die im Sport überhaupt verliehen werden kann.

Nicht weniger hoffnungsvoll ließ sich die internationale Laufbahn des Spitzenpaares Susanne Müller/Kerstin Rösner an. Nach nationalen Meisterehren und ebenfalls drei Europameistertiteln bei den Juniorinnen reisten sie 1993, noch als Jugendliche, mit nach Hongkong, wo sie bei den Weltmeisterschaften in der Damenklasse die deutschen Farben vertraten und sensationell den dritten Platz holten. Leider mussten sie kurze Zeit später berufsbedingt den Wettkampfsport aufgeben und so die von allen Experten erwartete große Karriere beenden, bevor sie recht begonnen hatte.

Das Jahr 1996 brachte für die Kunstradabteilung eine einschneidende Veränderung. Trainer und Abteilungsleiter Jörg Kreidenweiß, der „Goldschmied“ von Kirchdorf, wie er angesichts der unvergleichlichen Erfolge seiner Schützlinge mit Fug und Recht genannt wurde, trat nach über zwei Jahrzehnten unermüdlichen Einsatzes für den Kunstradsport zurück und übergab die Leitung der Abteilung in die Hände seiner Zöglinge. In Würdigung seiner Verdienste um den SV Kirchdorf und ganz besonders um den Kunstradsport ernannte ihn die Generalversammlung zum Ehrenmitglied.

Stefan Raaf und Michael Roth teilten sich fortan die Abteilungsleitung. Für ihre eigene sportliche Betreuung waren nun Vater Helmut Raaf und Edith Gaiser aus Bad Schussenried zuständig.
Die Nachwuchsarbeit, in der sich zuvor über viele Jahre auch Sigrid Kreidenweiß und Gisela Rösner engagiert hatten, wurde von Kathrin Igel übernommen.
Ganz in der Tradition ihrer Vorgänger führte auch sie Kirchdorfs Kunstradfahrer zuerst auf Bezirks- und Verbandsebene, dann auch wieder bei nationalen und internationalen Wettbewerben an die Spitze. In die Erfolgsfußstapfen von Raaf/Roth traten die Junioren Viktor Volk und Manuel Huber, die 2004 erstmals Europameister wurden. Diesen Titel konnten sie danach zweimal in Folge als Junioren verteidigen. Die Erfolgswelle unter der Leitung von Kathrin Igel, Eigengewächs der Kirchdorfer Kunstradabteilung und inzwischen auch hauptamtliche Trainerin beim Württembergischen Radsportverband, hielt auch bei den Elitewettkämpfen an. 2007 wurden die beiden Vize-Weltmeister und feierten 2008 sogar in Dornbirn den Weltmeistertitel.
Auf der Höhe des Erfolgs mussten Volk/Huber dann leider berufsbedingt ihr Karriereende verkünden.
In den Einerdisziplinen machten 2006 Patrick Zweifel und 2007 Dominik Lange als Deutsche Schüler Vize-Meister von sich Reden, genauso wie Miriam Kirchner 2008 zuerst als Deutsche Vize-Meisterin der Juniorinnen und dann sogar völlig überraschend als Vize-Europameisterin 2008.
Eine schwere Verletzung bescherte Kirchner dann aber das viel zu frühe Karriereaus. 2012 wurde dann Dominik Lange auch bei den Junioren Deutscher Vize-Meister und krönte seine Karriere als Vize-Europameister im selben Jahr. 2013 musste auch er berufsbedingt seine Sportlerkarriere beenden.
Eine zweite Erfolgskarriere startete Viktor Volk zusammen mit Kathrin Lippert in der offenen Klasse im Doppel mit dem 3.Platz bei den Deutschen Meisterschaften 2010 und sogar dem Gewinn der Meisterschaft 2011. Nach einem 2.Platz 2012 und einem 3.Platz 2013 wechselten beide Sportler in den Trainerstab.
Auch des Berufes wegen beenden musste 2015 die „Meistermacherin“ Kathrin Igel ihre Trainerlaufbahn beim SVK.
Ihre Aufgaben übernahm ein Trainerkonsortium aus „altbekannten“ Gesichtern: Die Trainingsverantwortung hat nun Stefan Raaf und Viktor Volk. Miriam Kirchner ergänzte das Duo bis 2019 und schied anschließend leider aus familiären Gründen aus.

 

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